Der Schneider
Am 19.8.2017 öffnete der damals 27-jährige Phillip Schneider die Türen seines Restaurants „Der Schneider“ im Hotel Ambiente am Gottesacker in Dortmund.
Dieses Lokal ist kein unbeschriebenes Blatt, führten dort doch auch schon Thomas Rödel und David Kikillus ihre Restaurants.
Das Restaurant ist toll modern designed, in diesem total angesagten Mix aus Industriecharme und schicker Moderne mit viel Holz, unterschiedlichen Tischen und Zweiergondeln für ein Essen im Separée.
Hier haben sich Betreiber und Restaurant wirklich gefunden.
Phillip Schneider begann seine Laufbahn mit einer Ausbildung im Treppchen in Hörde sammelte er Erfahrungen bei Johann Lafer in Koblenz und prägend bei Jan Cornelius Maier in Frankfurt. Danach kochte er bei Frank Buchholz in Mainz, bevor er wieder in die Region zurückkehrte und die Kochschule im Meisterhaus in Unna leitete.
Allerdings zog es ihn dann doch wieder in die Hochküche und er heuerte bei David Kikillus im gleichnamigen Restaurant am Gottesacker an.
Nach dessen Weggang rückte der Traum vom eigenen Restaurant und damit auch der Umsetzung seiner Ideen plötzlich in greifbare Nähe und er übernahm das Restaurant, was wirklich hervorragend zu ihm und seinem Stil passt. Modern, frisch, dabei aber qualitativ hochwertig und geschmackvoll-stylish.
Das Team und der Feinschmecker
Für die perfekte Getränkebegleitung sorgt die charmante Sommeliere und Restaurantleiterin Tülay Tsakiridis, die mich schon im VIDA begeistert hatte.
Wer jetzt allerdings bei all dem (Hochküche, schickes Ambiente, qualifizierter Service) eine einschüchternde Erfahrung erwartet, dem sei gesagt, dass dem nicht so ist! Im Gegenteil. Schon die Begrüßung ist sehr warmherzig und das entspannte Servicepersonal bereitet einem einen wundervollen Abend und erfüllt alle (möglichen) Wünsche! Die Küchencrew ist gut drauf, wovon man sich auch bei Durchsicht durch das große Fenster vom Gastraum zur Küche selbst jederzeit überzeugen kann.
Und so kam es wohl auch, dass Phillip Schneider von den Lesern der Zeitschrift „Der Feinschmecker“ kürzlich zum „Aufsteiger des Jahres 2017“ gewählt wurde! Übrigens das erste Mal in der Geschichte des Feinschmeckers, dass diese Ehrung nach Dortmund ging.
Ich hatte das große Glück zur Verleihung des Preises sowie der Preview auf das aktuelle Menu am 4. Dezember 2017 eingeladen worden zu sein.
Für den Feinschmecker war Herr Winfried Bährsch vor Ort um den Pokal, einen silbernen Sektkühler, zu überreichen. Die Veranstaltung fand in kleinem Rahmen statt und war wirklich sehr schön. Insbesondere bei der Überreichung merkte man, wie schön das ganze Team zusammen agiert. Phillip Schneider bedankte sich mehrfach bei seinem gesamten Team und wies völlig richtig darauf hin, dass er alleine diesen Preis niemals erhalten hätte.
Man merkte, wie sehr sich alle gemeinsam über diese Ehrung freuten! Sehr sympathisch!
Das Menü des Abends
Nach dieser tatsächlich ergreifenden Preisverleihung ging es dann an die Tische und uns wurde zunächst ein Rotschiefer Riesling Kabinett Van Volxem gereicht, Arndt Schulz von Cabernet & Co., von dem die Weine bezogen werden, befand sich auch unter den Gästen.
Dann ging es los mit folgendem Menu
Hase/Endivie/Portobello
Der Portobello war in hauchzarte Cracker verwandelt, die wie ein Zelt das Hasen-Rilette mit Endivie verbargen. Ein tolles Geschmacks- und Konsistenzenspiel!
Aal/saure Niere/Rotkohl
Auf einer unglaublich fruchtigen Rotkohljus wurden das Nierchen und der Räucheraal angerichtet, Senfkörner und Vogelmiere ergänzten das Gericht trefflich
Schnecken/wilder Broccoli/Knoblauch
Das weiße Schäumchen kam mit einer frechen Säure daher, die mit dem süßen Broccoli eine perfekte Liaison einging und der Schnecke mit dem deutlich schmeckbaren Knoblauch eine perfekte Bühne für den großen Auftritt bot.
Französische Wildente/Grünkohl/Moosbeeren
Die saftig-zarte und rosa gegarte Wildente wurde von klassisch zubereitetem Grünkohl und von einem dehydrierten, knusprigen Grünkohlchip begleitet, für frisch süsse sorgten die Moosbeeren und die perfekte Abrundung fand das Gericht mit der wunderbar einreduzierten Sauce
Milch/Honig
Honigkuchen und Milch in verschiedenen Texturen.
Klingt einfach, schmeckte genial. Ein wunderbarer Abschluss.
Die freundlichen Weinbegleiter des Menüs
Was mich absolut begeistert ist die Entwicklung, die Phillip Schneider und sein Küchenteam durchlaufen.
Kam es mir zu Anfang im fine-dine-Bereich noch ein ganz klein wenig am Vorgängerkursangelehnt vor, in Verbindung mit einem recht bodenständigen Menü: ein vorsichtiges Austesten was läuft, so konkretisiert sich immer mehr der eigentliche, der eigene Stil der Küche heraus.
Die einzelnen Gerichte sind sehr klar, stringent, im positiven Sinne kompromisslos und durchaus von der skandinavischen Küche inspiriert.
Das Hauptprodukt steht klar im Vordergrund, ohne dass sich die Nebendarsteller unnötig zurückhalten. Im Gegenteil. Das macht Spaß. Tolle Produkte, von ausgesuchter Qualität und - im wahrsten Sinne des Wortes - meist lebendiger Frische werden so zubereitet, begleitet und hervorgehoben, dass es eine wahre Freude ist.
Der Teller ist nie überfrachtet, nichts auf selbigem macht keinen Sinn.
Mir gefällt dieses Unaufgeregte, dieses selbstbewusste, ohne selbstgefällig oder arrogant zu sein. Die Begeisterung und Liebe zum Produkt und zum Kochen, diese scheinbare Leichtigkeit und die Freude.
Ich freue mich schon jetzt auf das aktuelle Menü.
Ganz sicher werden dem Feinschmecker andere Zeitschriften und Restaurantführer folgen ;)
Zunächst einmal allerdings sollten wir uns freuen, dass Phillip Schneider mit seinem Team den Titel „Aufsteiger des Jahres“ hierher in unser schönes Dortmund geholt hat.
Und ganz sicher sollten wir mal unseren Currywurst-Panzer abwerfen und uns mal was Neues trauen. Was Tolles, was Anderes, uns mal darauf einlassen! Es kann doch nicht sein, dass die meisten Gäste dort von außerhalb der Stadtgrenzen kommen.
Kontakt:
Der Schneider
Am Gottesacker 70
44143 Dortmund
Telefon: 0231 4773770
www.derschneider-restaurant.com